Entstehungsgeschichte

Vorwort

Der vom römischen Dichter Juvenal (60-140 n.Chr.) vor fast 2000 Jahren vermutlich ironisch gemeinte Spruch „Mens sana in corpore sano“ – „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“ wurde in den vergangenen Jahren durch viele Studien belegt.

Dabei wurde ebenfalls festgestellt, dass zwischen Bewegungsentwicklung und Bewegungsunlust eine enge Verbindung besteht. Bewegung dient dazu, sich mit der Welt auseinanderzusetzen und diese zu gestalten.

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Zwischenzeitlich weiß man, dass sich im vorschulischen Alter grundlegende Entwicklungsprozesse vollziehen. Sie bilden die Basis für das spätere intellektuelle Leistungsvermögen, aber auch für die körperliche Konstitution, das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl.

Zur Ausbildung leistungsfähiger Organe benötigt der Organismus genügend Reize. Kinder müssen täglich Gelegenheit haben, sich zu verausgaben. In Bewegung und Spiel sind die erforderlichen Reize für die körperliche Entwicklung angelegt. Aus pädagogischer und medizinischer Sicht ist das Toben, Rennen, Springen, Balancieren, Klettern, das ´Sichverausgaben´ elementar wichtig für die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern.

Zu den personalen Ressourcen gehört insbesondere die Einstellung zu sich selbst. Ein positives Körper- und Selbstkonzept, das durch Bewegung unterstützt und gefördert wird, trägt wesentlich zum Wohlbefinden von Kindern bei. Das setzt allerdings Bewegungsangebote voraus, in denen Kinder tatsächlich positive Bewegungserfahrungen machen können und auch die weniger Talentierten eine Chance haben. Unter den genannten Voraussetzungen stehen körperliche Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden wiederum nachweislich in einer engen Wechselwirkung mit dem intellektuellen Leistungsvermögen. Wenn diese Ressourcen vorhanden sind, können auch andere externe und interne Belastungsfaktoren besser bewältigt werden.

Fehlende Bewegungsmöglichkeiten sind somit immer auch fehlende Übungs- und Lerngelegenheiten. Bewegung und Spiel dienen dem Aufbau und der Festigung sozialer Beziehungen (soziale Bedeutung). Sozialkompetenz kann nur in der Gruppe erworben werden. Dabei wird die Unterschiedlichkeit der anderen deutlich und eigene Wünsche und Bedürfnisse müssen mit denen der anderen abgestimmt werden.
Bewegung ist Kindern ein ureigenes Bedürfnis. Sie ist Quelle vielfältiger Erlebnisse und Erfahrungen. Vor allem in den ersten Lebensjahren ist Bewegung der wichtigste Weg zur Erkenntnis. Lernen im frühen Kindesalter ist in erster Linie Lernen über Wahrnehmung und Bewegung.

Studien belegen, dass ein enger Zusammenhang zwischen der Bewegungs-entwicklung von Kindern, ihrer Intelligenz und dem Grad ihrer Selbständigkeit existiert. Darüber hinaus wurde durch ein regelmäßig durchgeführtes Bewegungsangebot nicht nur die Zunahme der motorischen Leistungen festgestellt, sondern auch ein besseres Abschneiden in einem Intelligenztest nachgewiesen.
In den USA gibt es mittlerweile „Intelligenzschulen“ für Kleinkinder. Hier stehen z. B. Krabbeln, Kriechen auf instabilem Untergrund, Klettern und Schaukeln auf dem Programm, um die Entwicklung geistiger Kompetenz zu fördern.
Auch die Sprachenentwicklung wird durch Bewegung beeinflusst. Man muss deutlich machen, „wie wichtig die frühkindliche Förderung besonders bei der Wahrnehmung und der Motorik ist. Viele Kinder erleben einfach zu wenig und bewegen sich zu wenig, aber das sind die Grundlagen für einen erfolgreichen Spracherwerb.
Bewegung schafft zudem Anlässe für Kommunikation. Aus Greifen wird Begreifen, aus der Tätigkeit der Sinne wird Sinn, weil die Wahrnehmung in Laute, später in sprachlichen Ausdruck mündet und Bedeutung erfasst werden will.
Vergleichbare Prozesse gelten für die Ausprägung eines mathematischen Grundverständnisses.
Wer Balance und Bewegung seines Körpers im Koordinatensystem von Raum und Zeit einschätzen kann, dem fällt auch die Orientierung in abstrakten Zahlengrößen und Rechenvorgängen leichter. Wer nicht zehn Schritte in Linie hüpfen kann, dem ist auch die Vorstellung einer Zahlenreihe nur unzulänglich möglich. Noch ein Zusammenhang ist nachgewiesen: Kinder, die nicht rückwärts balancieren können, haben Schwierigkeiten beim Subtrahieren. Ihnen fehlt die sinnliche Erfahrung eines Bewegungsablaufs, der in Schritten oder Sprüngen nach hinten gerichtet ist.

„Der Besuch einer Kinderkrippe führt zu größeren Bildungschancen und erhöht das Lebenseinkommen nachhaltig.“ Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Bertelsmannstiftung beim „Schweizer Büro für Arbeits- und sozialpolitische Studien“ in Auftrag gegebene Untersuchung.

Der Studie zufolge hat die frühkindliche Bildung einen hohen Einfluss auf den späteren Bildungsweg. Für den Durchschnitt der Kinder aus den untersuchten Jahrgängen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen,
von 36 Prozent auf rund 50 Prozent, wenn sie vorher eine Krippe besucht haben.

In der Satzung unseres Vereins steht seit seiner Gründung als Satzungszweck die Aufgabe, Sport und Bewegung zu fördern. Als wir im letzten Jahrhundert den Kindergarten als „Sportkindergarten“ geplant haben, waren die Zusammenhänge zwischen Bewegung, Intelligenz, sprachlicher und mathematischer Entwicklung bei weitem noch nicht so erforscht, wie das heute der Fall ist.

Alle Forschungen und Studien haben jedoch unseren Ansatz vor 20 Jahren bestätigt.

Das ist für unsere Arbeit nicht nur Bestätigung sondern wir sehen darin auch die Aufforderung, die neuen Erkenntnisse in unsere Kindergartenarbeit ein zu arbeiten.

Dies wollen wir mit dem jetzt vorliegenden, in einem langen Prozess durch unserer Team mit externer sachkundiger Unterstützung erarbeiteten neuen Konzept noch besser gewährleisten.

Wir als Trägerverein werden weiterhin bemüht sein, die zur Umsetzung des Konzepts notwendigen räumlichen, sachlichen und personellen Voraussetzungen zu gewährleisten.

Dies kann uns aber nur gelingen, wenn wir von politischer Seite die notwendige Unterstützung erhalten, die Erzieherinnen weiter motiviert arbeiten und durch Fortbildungen aktuelle Erkenntnisse umsetzen und wenn uns die Eltern bei unseren Bemühungen tatkräftig unterstützen.

Das Wohlergehen und die Zukunft unserer Gesellschaft sollten uns diese Mühe und den Einsatz Wert sein.

Entstehungsgeschichte des Sportkindergartens

Stets nach dem Leitspruch „Bei uns bewegt sich was“, dreht sich das Kindergartenleben um den Bereich Sport und Bewegung. Als eines der Hauptziele der Konzeption der Ganztageseinrichtung steht Bewegung, durch die sich vielfältige Möglichkeiten erschließen, die Kinder in ihrer individuellen Persönlichkeit zu stärken und zu kompetenten und aktiven Menschen in ihrer Lebensumwelt werden zu lassen.

1903 gegründet, steht der Sportkindergarten als Ganztagseinrichtung mit 65 Plätzen in drei Gruppen unter der Trägerschaft des TV Salmünster 1903 e.V.. Die grüne und die rote Gruppe sind altersgemischte Gruppen, mit je 20 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Die blaue Gruppe ist eine integrative Gruppe mit 15 Kindern, von denen fünf Kinder eine Behinderung haben, von Behinderung bedroht sind oder eine Entwicklungsverzögerung aufweisen.

Die Bewegungsangebote der Einrichtung basieren auf der Grundlage der Psychomotorik/Motopädagogik. Darunter versteht man „die funktionelle Einheit psychischer und motorischer Vorgänge, d.h. die enge Verknüpfung des Körperlich-Motorischen mit dem Geistig-Seelischen“ (vgl. Zimmer, Circus, 1990, 33).

Im Alltag der Kinder steht nicht das Üben und Trainieren im Vordergrund, sondern das Spielen, Erproben und Erkunden. Ziel der Bewegungsangebote ist, die Eigenständigkeit jedes einzelnen Kindes zu stärken. Es wird dadurch zum selbstständigen Handeln angeregt. Durch Erfahrungen mit sich selbst, verschiedenen Materialien und anderen Kindern und Erwachsenen wird das Kind in Selbst-, Handlungs-, Sozial- und Sachkompetenz gefördert. Die Bewegungsangebote setzen sich zusammen aus angeleiteten und freien Bewegungsaktivitäten in der kindergarteneigenen Turnhalle und im ganzen Haus. Hervorzuheben ist die Vielzahl der breit gefächerten und abwechslungsreichen motorischen Angebote, die alle Sinnesbereiche ansprechen und das Zusammenspiel dieser fördert. Neben der positiven Beeinflussung der Wahrnehmungsbereiche und deren Integration durch Bewegung, sind die Aspekte „Bewegung als Entwicklungsmotor“ und „Erziehung durch Bewegung“ wichtige Bestandteile unserer pädagogischen Arbeit.

Zu den Bewegungsanboten zählen der Bewegungstag, die offene Bewegung, die Bewegungsbaustelle die Psychomotorikgruppe, die Minispiele und die kleinen Spiele.

Der Turnverein Salmünster 1903 e.V. steht in einer Kooperation mit der Henry Harnsichfeger Schule Salmünster. Durch die Kooperation wird ein Sportklassenprojekt der Jahrgangsstufe 5 und 6 ermöglicht.

Die schulische Ausbildung unterscheidet sich in keiner Weise von der allgemein üblichen, es steht eben nur mehr Sport auf dem Stundenplan, um im motorisch lernfähigen Alter günstige Voraussetzungen für eine spätere sportartspezifische Ausbildung zu schaffen.

Mountainbiken und Leichtathletik sind die zwei Fördersportarten. Die Schüler wählen sich ein, bzw. werden entsprechend ihrer Fähigkeiten zugeordnet. Wöchentlich werden 4 zusätzliche Sportstunden in der Fördersportart erteilt.

Durch das Abstimmen mit anderen Unterrichtsfächern sowie im Einzelfall dem Verschieben von Hausaufgaben und Klassenarbeiten, werden zusätzliche Belastungen der Kinder auf ein Minimum beschränkt. Wander- und Projekttage finden unter sportlichen Gesichtspunkten statt.

Im Visier der Arbeit steht nicht der absolute Leistungssport. Die Erfahrung von Gemeinschaft und Freude an der Bewegung ist wichtiger.

Haltungsschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und organische Leistungsschwächen gelten als typische Bewegungsmangel-erkrankungen.

Manche Publikationen sprechen bei Kindern von 40 bis 60 Prozent, die an gelegentlichen oder chronischen Rückenschmerzen leiden, von ca. 40 Prozent, die organische Leistungsschwächen aufweisen. 35 Prozent werden als koordinativ schwach bezeichnet und 20 bis 30 Prozent der Kinder als übergewichtig.

Diesem Phänomen soll die Sportklasse entgegenwirken. Der bekannte Sportmediziner Dr. Wildor Hollmann stellt fest: „Es gibt kein Medikament und keine andere Maßnahme, die einer körperlichen Anstrengung vergleichbaren positiven Effekt auf die Gesundheit des Organismus besitzt.“

Gleichwohl ist das Ziel der Sportklasse, sowohl individuelle Begabungen der einzelnen Kinder zu wecken und zu fördern, als auch talentierten Kindern einen ihrem Niveau angepassten Förderunterricht zu bieten.

Eigenschaften, wie Zuverlässigkeit, Selbständigkeit, Disziplin und Eigenverantwortung sollen unsere Schülerinnen und Schüler entwickeln.

Die Chance, Leistung als zwangfreies Tun zu begreifen und zu erfahren, dass Leistung Spaß macht, steht im Mittelpunkt unserer Arbeit.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass in unseren Intentionen auch Aspekte wie Fairness und gegenseitige Achtung, das Anerkennen von Sieg und Niederlage sowie der Respekt vor der Leistung anderer Berücksichtigung finden.

Mittelfristig soll die Henry Harnischfeger Schule Förderstützpunkt für junge Leichathleten und Mountainbiker des Main-Kinzig-Kreises werden.

Auch gezeigt hat sich, dass viele gute Sportler den Weg in den Turnverein über das Sportklassenprojekt gefunden haben. Kinder aus sozial schwächerer Familien, Kinder von weiter weg, sowie herausragende Sportler, sind während oder nach der Sportklassenzeit auch im Verein aktiv geworden und haben einige Erfolge zu verbuchen.

Als Paradebeispiel gilt Fritz Reuther aus Jossgrund – Pfaffenhausen, der 2007 in die Sportklasse kam und jetzt als Spitzentalent für den TV Salmünster zu Leichtathletikwettkämpfen fährt und dort die Preise abräumt.

Der Turnverein Salmünster unterhält zwei FSJ-Stellen, die hauptsächlich im Sportkindergarten, aber auch in der Sportklasse und im Trainingsbetrieb des Vereins eingesetzt werden. Diese Stellen verbinden die drei Arbeitsfelder Kindergarten, Schule und Verein.

Geleitet wird das Sportklassenprojekt von Sportschulleiter Jürgen Arnold. Die Mountainbiker werden vom ortsansässigen Fahrradgeschäft Bikeschmiede Ahl, unter der Führung von Frank Klüh, der als Mountainbike-Lehrer fungiert, unterstützt. Sandra Seipel betreut die Leichtathleten der Sportklasse und ist unter anderem auch Leichathletiktrainerin im Verein, was einen Übergang in den Verein für die Kinder einfacher gestaltet.

Als großes Ziel sieht der Turnverein Salmünster eine sportliche Betreung von Kindern zunächst durch den Sportkindergarten, daraufhin in der Grundschule, wie im Breckenheimer Modell gedacht und schließlich in der Sportklasse und im Vereinssport.

Kontakt

Der TV Salmünster freut sich auf Sie!

Tel.: 06056 – 8272 – Fax: 06056 – 5226 eMail:

Turnverein Salmünster 1903 e.V. | Hanfgartenstraße 5 | 63628 Bad Soden-Salmünster

 
 

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